17. November 2015

Ein Statement zur Einleitung dieses Blogs

Aller Anfang ist leicht!

Von wegen!

50 Jahre kämpfte ich mich mit den von meinem Umfeld beschriebenen Anforderungen an ein "gutes Bild" ab. 50 Jahre wagte ich es nur selten, mal einen Stift zu führen, eine Fläche zu bepinseln.

Es überwogen Gründe, entmutigt aufzugeben und mich für unfähig zu halten. Einen Pinsel, einen Meißel oder auch nur einen Bleistift nach meinen Erwartungen zu bedienen, fiel mir schwer. Sehr schwer.

Dem Ruf einer inneren Stimme folgend, kaufte ich mir in dieser Zeit ständig Malutensilien, um so eine noch intensivere Konfrontation mit meiner Unzulänglichkeit auszuleben. Diese Utensilien schleppte ich zum Teil auf langen Wanderungen und Radtouren durch Skandinavien, Frankreich und auch auf die Berge der deutschen Alpen.
Sie kamen meist neuwertig zurück. Meine Muskulatur dankte mir das zusätzliche Gewicht mit meist etwas mehr Muskelkater als befürchtet. Aber lernfähig war ich nicht.

Irgendwann im Zuge eines lang anhaltenden Konfliktes mit dem Arbeitgeber und dem Problem, dass meine damalige Frau zunehmend die gleichen Konfliktfelder bediente, kam dann endlich mein psychischer Zusammenbruch.

Es dauerte noch einen Jakobsweg, eine Scheidung, danach einen finanziellen Absturz sowie den Kontaktabbruch meiner kleinen Tochter. Doch dann war ich hinreichend fällig für die Psychiatrie.

Im April 2014 war es dann so weit.

Zum Glück!

Schnell lernte ich dort meine Prägungen, die Erwartenshaltungen meines strafenden und fordernden Anteils kennen und konnte zum ersten Mal Kontakt zu meinen verletzten Anteilen aufnehmen.

Jetzt galt es, unter dieser wohlmeinenden psychischen Betreuung sofort das Experiment zu wagen und mich mit dem Angstthema "Kunst" zu konfrontieren. Waldorfschule, hochintelligenter Übervater und sonstige "Angstmacher" meiner Vergangenheit ließ ich einfach vor der Tür der Kunsträume stehen.

Zuerst machte ich mich an ein kleines Canoe aus dunkelgrünem Speckstein als Kettenanhänger, welches ich meiner Partnerin schenkte.

Doch dann musste ein neues Projekt heran.

Vorsichtig machte ich mich an die ersten Versuche, das Verhalten von Acrylfarben zu erforschen. Bald schon entdeckte ich ihre wesentlichen Vorteile, die meine Art der Weltwahrnehmung unterstützten:
Sie hatten eine enorme Deckkraft, ließen sich je nach Bedarf auf beliebiges Material auftragen und machten auch keine Probleme bei schichtweisem Übermalen.

Nach ein paar Tutorials im Internet war mir klar was ich wollte:

Endlich die Dinge so abbilden, wie ich sie wahrnehme und mich fühle!

Dennoch brauchte ich ein wenig Zeit, bis sich Mut, Technik, Begeisterung und Gefühl zusammenfanden. Die rechte Hirnhälfte dominierte noch ein Weilchen:



Doch dann hatte ich angesichts meines knappen finanziellen Budgets meine erste künstlerische Eingebung!

Ich wollte liegengebliebene Bilder auf meine Art sinngemäß fertigstellen und somit mir und auch meinem Umfeld beweisen, dass man mittels Acryl selbst aus der engsten Sackgasse unbeschädigt herauskommen kann.

Das erste Bild, dass ich fand, war vorgezeichnet und stellte einen, vom Dünensand verschluckten Leuchtturm dar. Ich entdeckte dieses Bild am Ende einer Kunsttherapiestunde, fieberte wörtlich der Gestaltung dieses "Rettungseinsatzes" entgegen, griff mir zwei Tage später Farben, die schon 46 Stunden durch meinem Kopf wirbelten, trug sie taktisch so auf, dass ich sie mit zwei bis drei Zügen einer großen Traufel so verteilte, dass sich das erwünschte Bild ergab.



Frei nach Uderzo:

"Quod erat demonstrandum!" oder
Aller Anfang ist eben doch leicht...

...wenn man sich traut!


Ich war begeistert, glücklich und nicht mehr zu bremsen! 

Es folgten noch viele Bilder, die ich nach diesem Konzept "fertigstellte". Dann war klar, dass die Malerei und ich endlich zu einer sehr intensiven, glücklichen und noch andauernden Beziehung gefunden hatten.

Seitdem habe ich über 100 Bilder unterschiedlichster Art mit meist von mir einimprovisierten Techniken erstellt. Alle Arten von Spachteln, riesigen Lackierpinseln, Lackierrollen, Toilettenpapierrollen, Schwämmen, Küchenpapierstreifen und was auch sonst immer dienen mir seitdem der künstlerischen Gestaltung.

Es dauerte dann doch noch ein Jahr, bis meine Depression von einem Tag auf den anderen vergaß, mich täglich zu ärgern. Doch gerade in dieser Zeit hatte die Malerei sich zu meinem seidener Faden entwickelt, dem ich durch die Wirren meines Lebens folgen und mich im Falle eines Sturzes auch an ihm halten konnte.

Soweit zu der offensichtlichen Geschichte. Ganz tief in meinem Inneren jedoch schraubte sich Christian Seebauers Schicksal nach seinem Jakobsweg in mir fest. Er fand auf dem Jakobsweg zu sich und zu der Malerei.

Und natürlich gibt es die ganz wichtigen Menschen in meinem Umfeld, die mir Kraft gaben und geben, mich unterstützen und in den schlechten Phasen immer für mich da waren.

Keine Kommentare: