24. November 2015

Gärdet - meine Remakes

  Ein schöner tag auf dem Meer - Karrikatur der Struktur

Ein schöner Tag am Meer
Im Sommer 1985 hielt ich mich in Stockholm auf. Es war unglaublich warm, das Gras braun und die Stadt voller Touristen. Die unter 30-Jährigen übernachteten in überfüllten Schulen, Turnhallen und allen anderen Massenunterkünften, die die Stadt irgendwie organisieren konnte.

Auch ich hatte mein Lager auf dem Fußboden einer solchen Herberge und genoss es, durch meine "Bettnachbarn" überall in der Stadt "Bekannte" zu treffen.

Wir genossen das pulsierende Leben und trieben dabei auch irgendwo in den Norden des Djurgarden, wo wir uns plötzlich auf einem Rock- und Punkfestival wiederfanden. Das Motto dieses Festes hieß dem Gelände entsprechend "Gärdet". Es ging den Akteuren darum, zu beweisen, dass ohne riesigen Aufwand eine mehrtägige Musikveranstaltung aufgezogen werden konnte. Ziel war es, diese Veranstaltung dem Publikum umsonst anzubieten. Das "Gärdetfestivalen" war inspiriert von dem Woodstockfestival und wurde jährlich von 1970 bis 2001 anlässlich des 30. Jahrestages dieser Veranstaltung abgehalten. "Gärdet war unter den Fans das Synonym für "Es geht doch!".

Nachfolgeveranstaltungen locken noch immer junge Besucher in diese unglaublich vibrante Sommerstadt.

Was hat das jetzt mit meinen Bildern zu tun?

Ich hatte bereits in meinem Post "Auch Acryl braucht Zeit zum Trocknen" erwähnt, dass ich mich mit den aufgegebenen Werken von MitpatientInnen konfrontierte. Vor Allem, um die für mich durchaus nachvollziehbaren Ängste vor den einzelnen Arbeitsschritten am Bild einfzufangen.

Hier stand plötzlich Konfrontation mit einer realen Angst im Raum!

Auch für mich. Denn ich hatte mir ja Ziele gesetzt:

Nach intensiver Kontaktaufnahme mit der aufgegebenen Leinwand und einer intensiven konzeptionellen Auseinandersetzung sollte in möglichst wenig Zügen ein Bild enstehen. Dieses sollte einerseits die Schwingungen des Originals mittragen und andererseits wollte ich mich darin wiederfinden.

Nach der Serie der Bilder, die ich in "Süchtig", "Das Meer ...", "Die Flut ..." und "Land gewinnen" beschrieben hatte, nahm ich mir noch ein paar weitere, meist kleinere Formate vor. Das bis dahin mir noch nicht bewusste Problem bei diesen kleinen Formaten lag darin, dass sie gerne von den MitpatientInnen für Darstellungen mit dominierenden Strukturen genutzt wurden.

Da gab es nur noch zwei Möglichkeiten:

In "Ein schöner Tag auf See" habe ich ein geometrisch strukturiertes Bild in eine natürliche Unordnung, den lebendigen Tag am Meer, zurückgeführt.

In diesen beiden Bildern ging ich den umgekehrten Weg, indem ich mittels eines stark reißenden, kreidereichen Weißtons dort Risse provoziert habe, wo die darunter liegende unregelmäßige Originalstruktur des Bildes zu einer ungleichmäßigen Trocknung führte.
Winterabend im Odenwald
Winternacht im Odenwald













Zum Abschluss dieser Remake-Serie war mir klar: 

Es geht doch! 

Auch ohne tagelange, infrastrukturelle und konzeptionelle Aktionen ist es möglich, die eigenen Zweifel zu überwinden und etwas Schönes zu generieren.

Gärdet - fortsatt i Björnens huvud

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