25. November 2015

Am liebsten intuitiv und Gefühlsecht

Dunkelheit - einmal tief hinab und wieder raus bitte

Weg mit der Dunkelheit

Die gegenständlichen Themen üben zwar ihren Reiz auf mich aus. Richtig glücklich bin ich aber erst dann beim Malen, wenn es in das Abstrakte geht. Warum?

Besonders im Zuge der Kunsttherapeutischen Stunden während meiner Reha im Glottertal lernte ich die Intensität des Unbeabsichtigten so richtig kennen. Nicht nur in meinen Arbeiten, sondern auch in der Art, wie meine MitpatientInnen durch ihr künstelerisches Vorgehen ihre Seele von innen nach außen stülpten, begriff ich endgültig:

Kunst steckt in jedem Menschen!
Künstler sind wir schon ab dem ersten Lebensjahr!
Kunst ist zwar etwas Äußerliches und doch ist 
Kunst der Motor der Inneren Bewegung.
Kunst ist Intuition!

Aber auch:

Kunst ist kompliziert
Kunst entblößt
Kunst bildet die eigenen Prägungen ab
Kunst löst tiefe Ängste aus
Kunst führt zu Konflikten!

Mein Lieblingsbeispiel ist das, gut 60 x 80 cm große "Erstlingswerk" meiner jüngeren, damals knapp zwei Jahre alten Tochter:

Ich hatte ihr Pinsel, Wasserfarben und ein großes Blatt hingelegt, woraufhin sie sofort anfing zu malen. Keine Bedenken, wo, wie, was, in welcher Proportion, mit welcher Schattierung und Perspektive wann aufzutragen war. Einfach losgelegt und dann auch genauso wieder einfach aufgehört. Kein Nachbessern, herumkritteln, Überlegen, Verwerfen, Maulen, Unglücklichsein oder gar Wut. Nur Zufriedenheit!
Ich liebte dieses Bild, es hing eine ganze Weile in unserem Arbeitszimmer über dem Computerarbeitsplatz.
Die Bilder einige Zeit danach waren geprägt von:
Angst, Bedenken, Fragen von Außen ("Was soll das darstellen?"), Kritiken von Außen ("So sieht doch kein Mensch, kein Haus, kein Auto, keine Schnecke aus!"), Unzulänglichkeitsgefühl (Lobpreisung der Bilder der großen Schwester, die gerade einen Aquarellkurs besuchte und Talent zeigte) und letztendlich von Selbstaufgabe ("Ich kann nicht malen, die Anderen können es besser").

Was passiert da in dem kleinen Menschen?


Flucht aus der Dunkelheit
Am grausamsten, so behaupte ich, sind die nadelstichartigen Kritiken der anderen Kinder, die, auch um ihr Werk emporzuheben brutal vernichtende und meist lautstark vorführende Rückmeldungen abgeben können: "Ihhh, was soll das denn sein!", "Die Y malt immer über die Linien drüber, ICH kann das viel besser!!!" oder "Die X malt schon wieder so ein komisches Haus" etc.

Diese Mittel werden dann unbewusst von der erwachsenen, z.T. ehrgeizigen, Umgebung unterstützt oder gar, wie in den ersten Klassen brutal umgesetzt: "Da hast Du schon wieder übergemalt, das ist so nicht schön", "Schaut ma, was die Z für ein schönes Bild gemalt hat", "So, wie der W das gemalt hat, möchte ich von Euch kein Bild sehen" (Gelächter, Spott).

Später gelten dann Kinder und junge Erwachsene, die im Kunstunterricht noch nicht einmal einen einzelnen Strich hervorbringen als Arbeitsverweigerer und werden mit null Punkten abgestraft.

Warum reite ich darauf herum?

Ich habe für mich die Theorie entwickelt, dass eine Seele nur durch offene, künstlerische Aktivität (Musik, Malen, Gestalten, Schreiben und auch reden) atmen kann. Werden einem Menschen diese Mittel genommen und wird in ihm die Prägung eingepflanzt, dass er nie im Leben dazu taugt, sich entsprechend zu entwickeln, dann wird seine Seele stranguliert. Egal, auf welche Kompensationsmethoden der betroffene Mensch zurückgreift, in ihm steckt bereits der Samen der Depression, die sich der Seele bei nächstbester Gelegenheit bemächtigen wird.

Ist das Schwarzmalerei?

Verlorene Struktur Depression 2
Deep in the Sea - Depression
Bestimmt. Nur weiß ich als Mensch mit einer ausgeprägten Veranlagung zur Depression auch, dass manchmal in schwarz/weiß gedacht und gehandelt werden muss, wenn es darum geht, Gutes vom Bösen zu unterscheiden. Erst, nachdem das Gute wieder festen und nährenden Boden in meiner Seele gefunden hat, darf ich mich zunehmend versuchen, die Graustufen zwischen Weiß und neutralgrau auszutesten. Wissend, das in diesem Spektrum der wohlwollende Anteil der Wahrnehmungen überwiegt.

Das Schwarze kann vorerst schwarz bleiben, da es hier gilt, klare Grenzen zu setzen, deren Aufgabe darin besteht, den Pfad der Genesung zu sichern. Auch weiß ich ja, dass es oberhalb dessen eine helle Oberfläche gibt (Siehe Bild "Deep in the Sea - Depression")


Erst später kommt dann die Phase, in der die Prägungen derart relativiert sind, dass Eindrücke zwischen Neutralgrau bis hin zum Superschwarz mit stoischer Gelassenheit hingenommen werden können und den sprichwörtlichen Seemann einfach nicht mehr erschüttern können.
Bin das wirklich ich? - Selbstportrait meiner Seele

Was hat das mit den Bildern zu tun?

Ich habe diesem Aufsatz ein paar meiner Bilder hinzugefügt, die meine seelischen Entwicklungsstufen untermalen. Die aber au zeigen, dass die Intuition erst dann frei, freundlich und lebendig ist, wenn der Bilck in das eigene Ich mit Licht, Wärme und Glück gefüllt ist.
Die zwei Kräfte in mir - Gleichgewicht

Keine Kommentare: